Grappling

Aus dem Englischen to grab – greifen, hat uralte Wurzeln, ja es ist gar eine der ältesten Sportarten der Welt und die Urform des Ringkampfes. Eine Form des unbewaffneten Zweikampfes mit dem Ziel, den Kontrahenten ohne Schlagen oder Treten zur Aufgabe zu zwingen. Dies geschieht mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Würfen, Haltegriffen, Gelenkhebeln und Würgegriffen sowie den entsprechenden Verteidigungen. Es ist tatsächlich eine Art Schachspiel mit dem Körper, nur dass Entscheidungen binnen Sekundenbruchteilen gefällt werden müssen. Diese Form des Kampfes fordert und fördert auf besondere und besonders starke Weise eine hohe Geschicklichkeit, Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer, Körpergefühl und nicht zuletzt ein hohes Maß an geistiger Beweglichkeit und Entscheidungsschnelle.

Die Popularität zieht das Grappling sehr schnell in den weltweiten Mainstream, denn das Grappling ist auch als Selbstverteidigung extrem wirksam und es ist kaum mit ernsthaften Verletzungen zu rechnen. Und man kann Grappling auch bis ins hohe Alter trainieren. Kindern gibt Grappling ein unglaubliches Gleichgewicht und auch Selbstvertrauen, da sie einer kritischen Situation ohne sich schlagen zu müssen entgegentreten können. Die Kraft wird natürlich gestärkt, alle Muskeln arbeiten zusammen beim Grappeln. Auch die Beweglichkeit wird schnell verbessert, da – um den verschiedenen Aufgabetechniken zu entgehen – diese im Training unbewusst trainiert wird.

Grappling ist ein Spezialfall unter den Sportarten, wettkampfmäßig betrieben extrem hart und fordernd für Geist und Körper. Außerdem kann das Training dieser Sportart einem Jeden angepasst werden, sodass von kleinen Kindern an bis ins hohe Alter, von klein und schmächtig bis groß und mächtig, tatsächlich jeder am Grappling Gefallen finden kann. Da beim Grappling die richtige Technik besonders wichtig ist, ist es selbstverständlich insbesondere auch für Kinder eine gute Bewegungsschule – in einer Zeit, in der körperliche Aktivität Mangelware ist. Auch Frauen fühlen sich von dieser Sportart angezogen, in der oftmals der Kleinere mit besserer Technik der/die Überlegene ist.

Kurz gesagt: Grappling ist ein Element vieler Kampfsportarten und beinhaltet Hebel, Würfe, zu Boden bringen, Aufgabegriffe, Würgegriffe und andere Haltegriffe jeglicher Art. Die verschiedenen Techniken haben zum Ziel, den Gegner bewegungsunfähig zu machen und/oder zur Aufgabe zu zwingen. Grappling kann auch mit Schlägen und Tritten verbunden werden. Der natürliche Instinkt verleitet einen Menschen dazu, Herr der Lage zu werden, indem er versucht, den Gegner zu greifen. Häufiges Ergebnis einer solchen Situation ist das Grappling, welches es ermöglicht, die Bewegungen des Gegners zu kontrollieren. Durch das Entwickeln von Prinzipien und Regeln (z. B. das Verbot von Schlägen und Tritten) entstanden verschiedene Wettkämpfe und Kampfsportarten, Kampfkünste wie Luta Livre, Nihon Ju Jutsu, Judo, Glima, Ringen, Shuai jiao/Chiao, Qin/Chin Na, Daitō-ryū Aiki-jūjutsu, Aikidō, Brazilian Jiu-Jitsu usw. Elemente dieser Kampfarten sind meist auch Teile anderer Systeme. Einige Kampfkünste haben eigene Bezeichnungen für das Grappling. Im Eskrima z. B. wird das Grappling als Dumog bezeichnet, in vielen Wushu-Stilen wird es hochchinesisch Qin Na und kantonesisch Kum Na genannt.

Gegensatz zum Grappling

Das Grappling bildet einen Gegensatz zu schlag- und trittbetonten Kampfsportarten wie z. B. Taekwondo, Boxen, Kickboxen sowie einigen Karate-Stilen, in denen das Greifen und Werfen des Gegners (fast) vollständig untersagt ist bzw. nicht gelehrt wird.

Wettkämpfe

Der Weltringerverband FILA veranstaltete 2008 in Luzern erstmals Weltmeisterschaften im Grappling. Es gibt zwei Wettkampfformen, das sogenannte with Gi in dem mit einem Keikogi gekämpft wird und das NoGi, bei dem die Athleten eine Hose und ein Shirt tragen. 2010 fanden im polnischen Gorlice auch erstmals Europameisterschaften statt, in denen neben den beiden Varianten auch in der Vollkontaktversion Combat gekämpft wurde.

Zukunft

Grappling, die am schnellsten wachsende Sportart in den USA, ist auch in Europa enorm im Kommen. Man kann sagen, Grappling ist ein Sport mit Zukunft, wenn es nach der FILA geht sogar mit einer olympischen Zukunft. Diese große Zukunft hat Grappling zu Recht, es ist ein Sport, der allen Belangen gerecht wird, er fördert sämtliche Bereiche des Körpers und der Fitness ausgezeichnet, er ist ideal für alle Alters- und Körperklassen, selbst körperlich Eingeschränkte können diesen Sport sehr gut praktizieren, gleichzeitig ist das Verletzungsrisiko sehr klein, und der Spaßfaktor umso höher.

Regeln

Die Kampffläche beim Grappling besteht aus 8 x 8 m Matte. Die Kampfzeit beträgt 6 Minuten (auch das Finale), bei Punktegleichstand 1 Minute Verlängerung mit „Golden Point“.

Verbotene Techniken:

  • Schlag- und Tritttechniken
  • Kratzen, Beißen, Kneifen, Fingerstiche, an den Ohren oder Haaren ziehen
  • Fassen des Genitalbereiches und des Kehlkopfes
  • Hände, Knie oder Ellbogen auf das Gesicht
  • Gedrehte Fuß- und Beinhebel (Twister etc.), Finger- und Zehenhebel
  • Den sich in der Guard Befindenden auf die Mattenfläche knallen/slammen (bastaca)
  • Genickhebel
  • Würgen mit Fingereinsatz am Kehlkopf („closing the windpipe“)
  • Unkontrollierte Aktionen, ruckartige Ausführung von Würge- oder Hebeltechniken (bei denen der Gegner nicht die Möglichkeit hat, rechtzeitig aufzugeben)

Erlaubte Techniken:

  • Alle gängigen Würfe und Takedowns, bei denen der Gegner nicht auf das Genick oder den Kopf geworfen wird
  • Haltetechniken
  • Gerade Bein- und Fußhebel (auch Kniehebel)
  • Arm- und Handgelenkhebel
  • Würgetechniken (mit bloßen Händen oder mit Gi)

Punkteverteilung

Back Mount   4 Punkte

Mount           3 Punkte

Side Mount    2 Punkte

Half Guard     1 Punkt

Takedown (Wurf) je nach Endposition (siehe oben)

Grundsätzlich muss eine Position 3 Sekunden gehalten werden, um die entsprechende Punktezahl zu erhalten. Nach dem Wurf muss der Gegner ebenfalls 3 Sekunden lang kontrolliert werden. Punkte für die Backmount gibt es nur dann, wenn beide Füße eingehakt sind oder die Kontrolle als Anaconda (Triangle um den Bauch) erfolgt.

Kampfentscheid:

  • Durch Aufgabe, verbal oder abschlagen (auch durch Coach)
  • Durch Punkte
  • „Golden Point“ in der Verlängerung
  • Durch Anzahl Verwarnungen
  • Durch Disqualifikation

Gewichts- und Altersklassen

Grappling ist geschlechtsspezifisch getrennt und wird neben den Altersklassen auch in verschiedene Gewichtsklassen aufgeteilt. Da sich diese immer wieder mal ändern und von Land zu Land variieren können, sind diese am besten den jeweiligen Ausschreibungen zu Meisterschaften und Turnieren zu entnehmen.