Welt-Olympia-Quali: Nächste Chance für Ludescher

Nächster Anlauf für Johannes Ludescher: Der Heeressportler des Österreichischen Ringsportverbandes startet am Donnerstag in Sofia bei der Welt-Olympia-Qualifikation. Für den Schwergewichtler geht es am Donnerstag darum, sich im 20 Mann starken Teilnehmerfeld durchzusetzen. Nur wenn der 28-Jährige das Finale erreicht, hat er das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio sicher.

Die Daumen in Klaus, aber speziell in Vorarlberg sind gedrückt, wenn Johannes Ludescher im Limit bis 125 Kilo versucht das Unmögliche zu schaffen. Einen guten Eindruck hinterließ der Kaderathlet bei der ersten Olympia-Qualifikation in Budapest, als er nach zwei Siegen und zwei Niederlagen den beachtlichen fünften Platz belegte. Allerdings erhielt er wenige Wochen später bei der Europameisterschaft in Polen einen Dämpfer. Er verlor zum Auftakt gegen den Finnen Jere Heino mit 1:2-Wertungspunkten. Der Skandinavier gehört ebenfalls zu den Starten in der bulgarischen Hauptstadt wie der Ungar Daniel Ligeti, den er bei der Europa-Quali noch in der Hoffnungsrunde mit 7:1 besiegte. Allerdings gibt es im schwersten Limit der Freistilspezialisten noch genügend Kaliber, die ebenfalls nach Tokio wollen. Robert Baran, polnischer Meister und Vize-Europameister von 2020, gehört genauso zum Favoritenkreis wie der Russe Sergej Kozyrev, Vize-Europameister von 2021, und Aiaal Lazarev aus Kirgisistan.

Johannes Ludescher ist vorbereitet. Er fühlt sich vor diesem sportlichen Höhepunkt sogar entspannter als noch vor der Europa-Quali im März. „Ich bin gut erholt und gehe es optimistisch an.“ Der 28-Jährige wolle diesmal nur von Kampf zu Kampf schauen, sich auf die wesentlichen Dinge, wie Fassarten und die Kontrolle im Kampf selbst, konzentrieren. „Einige klasse Ringer kommen in Sofia dazu. Die Granaten, die sich schon für die Olympischen Spiele qualifiziert haben, sind bereits weg.“ Den guten Eindruck des Schwergewichtlers kann auch Bernd Ritter bestätigen. Er sei deshalb entspannter, weil er die Bestätigung für sich selbst bereits geholt habe. „Ludi ist zwar in der Weltklasse angekommen, trotzdem gibt es noch Sportler, die für ihn eine Nummer zu groß sind“, so der sportliche Leiter des KSK Klaus, der ebenfalls der zweiten Chance für seinen Schützling entgegenfiebert, wenn auch nur von der Ferne. Dabei hofft Ritter, dass sich Ludescher mehr im Angriff traut und nicht nur abwartet. „Wenn er das macht, wird er viele Athleten bezwingen. Ludi selbst kann mitringen, jedoch muss er auch selbst die Initiative ergreifen.“

Auffallend ist, dass der Heeressportler in der Tat zu einem unangenehmen Gegner geworden ist. Konditionell hat er schon längst keine Probleme mehr. Ein Pluspunkt ist auch seine Schnelligkeit. „Kämpfe wie bei der EM gegen den Finnen Heino kann und darf sich Ludi in Sofia nicht mehr erlauben“, verweist ÖRSV-Sportdirektor und Bundestrainer Jörg Helmdach auf die entscheidende Szene bei diesem Duell. Beim Stande von 1:1 hätte Ludescher die 30-sekündige Passivitätszeit seines Gegenübers nur aktiv bekämpfen müssen. Doch der Skandinavier nutzte eine Unachtsamkeit des Vorarlbergers aus, griff ihm blitzschnell an die Beine und schob ihn von der Matte. In Sofia müsse Ludescher seine Fassarten kontrollieren und die Konzentration hochhalten. „Ludi hat die körperliche Power, ihn müssen sie auch erst einmal aus der Reserve locken.“ Die kontinuierliche Arbeit trägt schon längst Früchte: „Er ist jetzt wettkampfstabiler als noch vor einem Jahr“, dürfte diese Aussage des Sportdirektors Ludescher zusätzlich pushen.

Bild: ÖRSV-Sportdirektor und Freistil-Bundestrainer Jörg Helmdach mit Johannes Ludescher © Christian Halbig